Wer vergangenen Samstag die “Accelerate Conference on Social Entrepreneurship” in Leipzig besuchte, konnte sich freuen: Reger Teilnehmerzuspruch, viele Vertreter sozialen Unternehmertums mit spannenden Praxiseindrücken und mit der Neue Arbeit gGmbH war sogar ein Unternehmen aus der etablierten Sozialwirtschaft vertreten und zeigte den “jungen Wilden”, wohin der Weg führen kann. Schön auch zu sehen, dass das Thema gerade für junge Menschen über eine hohe Anziehungskraft verfügt und diese hoffnungsvoll nach Ideen suchen, mit denen sie sich sozialunternehmerisch betätigen können.

So hörte man denn auch in den Pausengesprächen allerorten Fragen nach der konkreten Umsetzung: Wo sind soziale Nischen, die  bedient werden müssen? Woher kann Startkapital kommen? Woran muss bei der  Planung gedacht werden? Wie bindet man die Zielgruppe in Lösungsentwicklung und -bewertung ein? Wie sieht gutes Marketing aus?

Vor dem Hintergrund, dass überwiegend Studierende der örtlichen Business School anwesend waren, erstaunt jedoch die Tatsache, dass Fragen nach der wirtschaftlichem Erfolg sowie den eigenen Verdienstmöglichkeiten von Social Entrepreneurs kaum  gestellt wurden. Dabei wäre es durchaus interessant zu erfahren, wieviele Mützen ein Unternehmen wie Oma-Strick tatsächlich bereits verkauft (und wieviel benötigt werden, damit der Gründer nicht mehr von externen Investoren abhängig ist). Auch die Höhe des möglichen Einkommens dürfte nicht uninteressant sein – gerade angesichts der kritischen Diskussion dieses Themas in Deutschland. Fragen danach waren aber Fehlanzeige.

Allzu leicht entsteht dabei angesichts der wirklich spannenden und vielversprechenden Geschäftsmodelle der Eindruck, dass der finanzielle Erfolg solcher Unternehmen ein Selbstläufer ist. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass die Gelder für soziale Problemlösungen eher spärlich gesät sind und so mancher hoffnungsvollen Neugründung – häufig nach Auslaufen des Existenzgründungszuschusses – “die Puste” ausgeht. Es ist nunmal so: Die Lebenshaltungskosten der Gründer liegen schnell im mittleren fünfstelligen Bereich pro Jahr und ein Business auf die Beine zu stellen, dass diese Erträge innerhalb einer überschaubaren Zeit nachhaltig abwirft, ist keineswegs trivial. Viele Faktoren müssen zusammen passen und das ist bei den seltensten Neugründungen im sozialen Bereich der Fall.

Mit dieser Feststellung soll keineswegs den jungen Social Entrepreneurs der Mut genommen werden, sich mit ihren Ideen auf den Weg zu machen. Wir müssen uns allerdings davor hüten, überzogene Erwartungen zu wecken. Beschreibungen wie “Spass haben, Gutes Tun, Geld verdienen” oder “Geld verdienen mit sozialem Engagement” sind sicher dazu geeignet, Interesse zu wecken. Sie sind aber auch in dem Maße gefährlich, wie sie falsche Erwartungen schüren. Bei sozialen Gründungen muss aus unserer mittlerweile siebenjährigen Beobachtung mehr noch als bei rein kommerziellen Gründungen aufgrund der grundsätzlich schärferen Ressourcenknappheit die persönliche Identifikation mit dem Projekt im Mittelpunkt stehen. Die Aussicht, seinen Lebensunterhalt damit verdienen zu können, ist angesichts der meistens spärlich fließenden Mittel weder ausreichend noch nachhaltig.

Unser Rat daher an die jungen GründerInnen und Gründer: Genau prüfen, ob man für das Projekt wirklich “brennt” und man sich eine Verwirklichung auch vorstellen kann, ohne dass die eigene Existenz davon abhängt.  Zusätzliche Einkommensquellen schaffen, um auch längere Durstphasen überstehen zu können.  Aber nicht zuletzt: sich nicht von abschrecken lassen. Die Erfahrungen bei der Gründung eines sozialen Projektes sind die Mühen wert!

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