“Die Welt verändern” – nicht weniger soll der Anspruch von Social Entrepreneurs sein. Und in der Tat: Dinge bewegen sich. Zumindest vorübergehend scheint bei den Wirtschaftslenkern unserer Zeit die Erkenntnis zu reifen, dass Wachstum nicht alles ist und der Kapitalismus des 21. Jahrhunderts der Gesellschaft des 21. Jahrhunderts nicht gerecht wird.

Allein – Welche Wege führen zu solcher Erkenntnis? Sind diese Entwicklungen wirklich durch Social Entrepreneurs initiiert? Einleuchtend ist, dass die kürzer werdenden Krisenwellen des Finanzsystems zu einem Umdenken beitragen. Auch eine kritischer werdende Öffentlichkeit verstärkt diesen Effekt sicher. Schließlich liefern auch Social Entrepreneurs mit ihren häufig innovativen Lösungsansätzen für gesellschaftliche Probleme gute Beispiele für alternative Wertorientierung und darauf basierende Geschäftsmodelle. Diese Entwicklungen kann man getrost als exogene, von außen kommende Faktoren bezeichnen. Vergleichen mag man diesen Druck von außen mit den politischen Entwicklungen der 60er und 70er Jahre und ihrer “Außerparlamentarischen Opposition (APO)”, wie sie unsere Eltern noch kennengelernt haben.

Doch schon damals gab es eine parallele Strömung: Die Strömung derjenigen, die “das System” von innen heraus verändern wollten und sich auf den “Marsch durch die Institutionen” gemacht haben. Ziel war, alternative Wertvorstellungen und Handlungsweisen in etablierten Institutionen zu verankern und so von innen das politische System weiterzuentwickeln.

Man mag sich fragen, welcher Weg denn nun der erfolgreichere war und ist. Ein Blick auf die jüngere politische Geschichte zeigt jedoch: beide Wege bedingen sich gegenseitig und führen in Kombination miteinander zum Erfolg. Utopie, Konsequenz und positiver Aktionismus auf der einen, Pragmatismus, Koalitionen und kleine Schritte auf der anderen Seite.

Viel ist dieser Tage die Rede davon, dass junge Menschen sich für Social Entrepreneurship begeistern. Das ist begrüßenswert. Was jedoch mindestens genauso notwendig ist, ist eine Weiterentwicklung wirtschaftlichen Denkens von innen heraus. Der “Marsch durch die Institutionen” steht erneut an – es geht darum, das Prinzip des menschlichen, nachhaltigen Wirtschaftens durch gut ausgebildete und sensibilisierte Menschen in die Unternehmen zu tragen. Das gilt übrigens nicht nur für die Erzeuger von Konsumgüter wie Mode und Nahrungsmittel. Sondern insbesondere auch für den Business-2-Business-Bereich und den Bereich der industriellen Fertigung, in dem solche Denkweisen mangels fehlender Öffentlichkeit häufig kaum vorzufinden sind.

Es reicht leider nicht, nur durch kleine, noch so innovative Neugründungen Beispiele für eine neue Art des Wirtschaftens zu setzen. Bestehende Systeme und Organisationen lassen sich nicht nur von außen ändern – es müssen sich auch genügend Menschen finden, die sich auf den mühsamen und wenig glorreichen Weg in die etablierten Akteursstrukturen hinein machen. Externe Anreize wie Finanzkrisen und eine durch Skandale aufgeweckte Öffentlichkeit mögen vorübergehend sein – nachhaltig denkende Persönlichkeiten innerhalb dieser Strukturen bleiben. Das kann man dann wohl mit Social Intrapreneurship bezeichnen. Hinzu kommt, dass die Hebelwirkung etablierter größerer Organisationen potentiell größer ist als die von Neugründungen.

Es bleibt viel zu tun auf dem Weg zu nachhaltigem, sozialem Wirtschaften. Innerhalb und außerhalb heutiger Strukturen. Wir brauchen also viele Social Entre- und Intrapreneurs.

Comments (1)

Nina-Kristin Lederer

Ja! Genau da müssen wir hin. Gut ausgebildete (Nachwuchs-)Führungskräfte, die gerne in der Privatwirtschaft arbeiten, im Vertrieb, in der Personalabteilung, im Controlling oder in der Rechtsabteilung, und darüber hinaus erkennen, wo und wie Sie von innen heraus etwas für die Gesellschaft bewegen können. Ein tolles Beispiel ist für mich die Personalentwicklerin, der das Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf so sehr am Herzen liegt, dass sie behutsam und doch hartnäckig das Thema vorantreibt, immer bedacht, die Geschäftsleitung nicht zu überrumpeln, sondern Vorteile aufzuzeigen, externe Partner mit einschlägigem Wissen hinzuzuholen (und da kommen zum Beispiel auch wieder Social Entrepreneurs ins Spiel ;-)). Wenn sie mit ihrem Vorgehen erfolgreich ist, dann profitieren viele im Unternehmen davon. Das Unternehmen selbst auch natürlich. Und die Gesellschaft sowieso.
Sicherlich gibt es auch in anderen Unternehmensbereichen solche Beispiele.

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