Wettbewerb ist gut für’s Geschäft – aber stimmt das auch uneingeschränkt für soziale Problemlösungen?
“(…) why do boomer entrepreneurs seem to think that starting millions of brand-new entities is the most effective way to make a societal contribution?”
Mit dieser Frage beschäftigt sich dieser Tage ein kritischer Kommentar auf philanthropy.com. Allzuhäufig würden Ressourcen verschwendet, statt sie sinnvoll zu bündeln. Sinnvoll sei häufig die Optimierung bestehender Lösungsansätze statt die Gründung von neuen. Diese Stimme ist angesichts der boomenden Social Entrepreneurship/Social Business-Debatte ungewöhnlich – wird doch sonst nur in euphorischen Worten von Gründungen sozialer Problemlsöungen gesprochen.
Auch wir erleben in unserer Beratung häufig, dass GründerInnen “ihre” Idee nur selten zugunsten ähnlicher Problemlösungen aufgeben.Wir sehen es nicht als unsere Aufgabe an, darüber zu urteilen. Stattdessen empfehlen wir stets die kritische Bewertung des Potentials der eigenen Idee gegenüber bestehenden Angeboten. Das häufige Beharren auf Eigenständigkeit führt aber tatsächlich dazu, dass uns z.B. derzeit mindestens vier Initiativen bekannt sind, die temporär Freiwillige in soziale Projekte vermitteln wollen. Ein anderes Beispiel sind die mehr als zwei Dutzend Mentorenprogramme allein in Hamburg.
Die Folge ist ein Kampf um Aufmerksamkeit und Ressourcen, mehrfacher Ressourcenverbrauch für Unterstützungs- und Managementprozesse und natürlich das Ausbleiben von Stärke aus gebündelten Talenten.
Womöglich sind sehr persönliche Motive bei der Umsetzung einer eigenen Idee mit im Spiel, Natürlich gibt es immer auch graduelle Unterschiede in den Lösungen, die vielleicht “einen Versuch wert” sind. Man muss jedoch festhalten, dass Wettbewerb hier durchaus auch (nicht nur!) den eigentlich Bedürftigen schadet. Ressourcen und Talente sind im sozialen Sektor zu knapp, um sie in unkoordinierten Aktionen zu vergeuden.
Es gilt wohl der alte Satz: Mehr vom selben hilft oft nicht (Danke an Moritz Avenarius).
Ist die Überschrift etwas irreführend? “Mehr vom Ähnlichen…” würde es vielleicht besser treffen. Die Verbreitung und Replikation erprobter und wirksamer Lösungen kann gerade dazu beitragen, Ressourcen zielgerichtet und effizient einzusetzen.
Guter Punkt. Aus Skalierungsgesichtspunkten ist Nachahmung – und wenn auch nur ähnlicher Ansätze – sogar erstrebenswert. Das Problem liegt me.E. in der Schaffung jeweils neuer Organisationen. So entstehen Doppelstrukturen gerade im nicht direkt wertschöpfenden Teil und Lern- und Aufbauprozesse werden mehrfach durchlaufen. Können wir uns das angesichts knappster Ressourcen leisten?
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