Die Freiwilligenagentur in Köln vermittet gezielt ehrenamtliche Vorstände für soziale Einrichtungen. Damit ist ein Thema nun auch in der Freiwilligenvermittlung angekommen, das schon seit längerem als schwerwiegendes Zukunftsproblem angesehen wird: Die Gewinnung von Nachwuchs in der Führungsarbeit von Vereinen.

Knapp 600.000 Vereine existieren in Deutschland, jährlich kommen rund 15.000 dazu – trotz der immer größeren Zahl von gemeinnützigen GmbH’s und lose organisierten Gruppen ist diese Rechtsform immer noch die quantitativ prominenteste unter den Organisationen bürgerschaftlichen Engagements. Da muss es wie ein Alarmsignal wirken, wenn bei Studien über deren Probleme die Themen “Überalterung” und “Besetzung Vorstandsämter” obere Plätze einnehmen (Priller et al. 2013) und die Suche nach Vereinsvorständen als immer schwieriger beschrieben wird (Zolf/Zimmer et al. 2010).

Als Hauptprobleme werden u.a. der Widerspruch zwischen der Rollenerwartung an einen Vorstand und den sich wandelnden Engagementmotiven der Menschen, die fehlende Aktivierung von Frauen, Jugendlichen und Menschen mit Migrationshintergrund und eine sinkende Anerkennungskultur für “das Ehrenamt” beschrieben (Röbke 2013) .

Eine Reihe von Aktivitäten versucht aktuell, dem Problem entgegenzuwirken: Unter dem Titel “Engagement braucht Leadership” unterstützt die Robert-Bosch-Stiftung aktuell drei Freiwilligenagenturen dabei, ehrenamtliche Vereinsvorstände zu vermitteln, zu qualifizieren und zu entwickeln. Das Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement diskutiert das Thema im Rahmen seines Projektes “Gewinnung, Qualifizierung und Entwicklung ehrenamtlicher Vereinsvorstände” und hat dazu in Zusammenarbeit mit der Robert-Bosch-Stiftung eine eigene Themenseite “Ehrenamtliche Vorstandsarbeit in Vereinen” entwickelt. Dieser Tage fand in Bonn die Fachtagung “Ehrenamtliche Vorstände” statt. Die  Freiwilligenagentur Köln hat die Vermittlung ehrenamtlicher Vorstände explizit in Ihr Angebot aufgenommen und die Freiwilligenagentur Halle-Saale bietet z.B. Weiterbildungen zur Suche nach Vorständen außerhalb des Vereins an.

All diese Ansätze haben gemeinsam, dass sie sich nicht mehr nur auf die notwendige fachliche Qualifizierung von (einmal gefundenen) ehrenamtlichen Vorständen konzentrieren, sondern die systematische Suche und Aufbau von Nachwuchskräften als zentrales Element der Bestandssicherung zum Inhalt haben.

“Den” Königsweg zu einer Lösung dieses Problems gibt es sicher nicht – wir haben jedoch den Eindruck, dass der frühzeitige Aufbau von Nachwuchskräften, die Vermeidung von zu starken Tätigkeits- und Kompetenzclustern innerhalb der Vereinsstruktur, die Interpretation des Vorstandsamtes als  Teil eines persönlichen “Karrierewegs” und die Anerkennung solcher Ämter auch im Berufsleben hilfreiche Ansätze sein können.

Gerade letzteres könnte unter dem Stichwort “Engagementlernen” auch von Unternehmen als sinnvolle Maßnahme der Personalentwicklung eingesetzt werden – viele der Heldenberater  beschreiben z.B., dass sie durch die Beratungs- und Moderationstätigkeit mit den sozialen Projekten auch konkrete Fertigkeiten für Ihr Berufsleben entwickelt haben. Das gilt erst recht für die Vorstände und diese Erfahrungen könnten durchaus auch auf Personalentwicklungsprogramme von Unternehmen übertragen werden (natürlich stehen wir für Ideen dazu gern zur Verfügung…).

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